Leserbrief: Rückmeldung zum Artikel „Wutbürger an der B96“ vom 6. Juli 2020

Großpostwitz, den 17. August 2020

Werter Herr Leber,

vor lauter Kopfschütteln über Ihren schlecht recherchierten, völlig einseitig überzogenen, pervers anmutenden und mit unwahren Schlussfolgerungen gepflasterten Artikel „Wutbürger an der B96“ bekomme ich kaum ein Wort auf die Tastatur gehämmert.

Als gelernter „Ossi“ komme ich nur zu einer schlussfolgernden Zusammenfassung: Wir sind hier alle gleich dumm, rechtsorientiert, AFD-abhängig, gegen Corona, gegen Impfungen, Reichsbürger. Sie vermitteln ein völlig falsches und einseitige Bild von den Menschen an der B96. Das ist beleidigend in höchster Form. Vielleicht schauen Sie zu viel RTL oder sind einfach nur auf Sensationen aus, die man verkaufen kann und die kaum ein Leser hinterfragt. Ausführungen an Stammtischen haben da aus meiner Sicht höheres Niveau.

Sind Ihre Darstellungen, die es natürlich nicht generell zu leugnen gilt, das Aushängeschild für die Menschen an der B96? Mit wie vielen Bürgern sprachen Sie? Haben diese Menschen das oft strapazierte Wort Demokratie falsch verstanden?

Ich erwarte doch keine hochgeistigen Leistungen von einem Journalisten. Objektive, allseitig umfassende und reale Berichterstattung ohne eigene Interpretationen ist mir allerdings wichtig.

Sie erwähnen den Namen Annalena Schmidt. Außer „klugen“ Reden habe ich noch nichts von ihr gehört. Wenn mir Bautzen am Herzen liegt, dann bin ich doch bemüht, es tatkräftig voran zu bringen. Dann entferne ich doch Schmierereien und twittere sie nicht noch – oder? Dieses Handeln wäre für mich Vorbild. Aber die Grünen haben ohnehin Probleme wie z.B. mit der Grammatik in ihrem letzten Wahlflyer. Eine schriftliche Anfrage meinerseits zum Inhalt dieses Flyers blieb natürlich unbeantwortet. Auch Frau Schmidt äußerte sich nicht dazu. Sie können mir glauben, meine Fragen waren interessant und aktuell. Vielleicht fehlten die Antworten auf meine Fragen oder es gab einfach nur Leseprobleme.

Haben Sie Ihre angeführten Zitate wirklich selbst gehört? Mir sind solche (zum Glück) noch nicht zu Ohren gekommen und deshalb finde ich das schon etwas seltsam. Ich würde solche Äußerungen ablehnen und mich dafür auch schämen.

Sie schreiben: „Alltag in Bautzen ist, wenn die Leiterin der Oberschule einer einschlägigen Familie angehört, der Ehemann AfD-Funktionär, die Tochter bei der rechtsextremen Identitären Bewegung aktiv.“ Bis zum Ehemann verstehe ich noch den Satz aber dann hört es bei mir mit dem grammatischen Verständnis auf. Kann man eine Familie, deren Handeln von der Politik offensichtlich toleriert wird, zum „Alltag in Bautzen“ stilisieren? Das ist schon heftig daneben und was heißt „einschlägig“?

Bautzen ist auch gekennzeichnet von sehr vielen Aktivitäten wissenschaftlicher Art von Kindern und Jugendlichen. Schauen Sie sich die Abiturergebnisse der letzten Jahre an, recherchieren Sie bei Jugend forscht usw.

Frau Schmidt meint: „Bautzen ist komplett im Arsch“. Da frage ich mich, wie sie zu dieser Schlussfolgerung kommt, was sie damit meint und was hat sie in ihren Bemühungen dagegen falsch gemacht? Auf welches Niveau begibt sie sich denn! Einfach den Schwanz einziehen und das Weite suchen – das ist doch ein Armutszeugnis und ein Schlag gegen jeden Bürger, der für Bautzen lebt und arbeitet und auch noch etwas schafft! Ich muss auch lernen, Wahlergebnisse zu akzeptieren, auch wenn es in mir großes Unverständnis auslöst.

„Die Strategie des Oberbürgermeisters, mit den Rechten zu reden, ist total gescheitert“, sagt A. Schmidt. Ich frage: In welcher Hinsicht, an wem liegt es? Hat sie ihn unterstützt? Was kam bei den Gesprächen heraus? Dennoch halte ich die Gesprächsbereitschaft von Herrn Ahrens für sehr, sehr wichtig und richtig!

Sie sprechen das Thema einflussnehmender Männer an. Die gab es in der Geschichte schon immer – ob nun positiv oder negativ. Wenn ein Mensch auf mich Einfluss nimmt, muss ich das erst einmal zulassen. Wenn ich mit seinen Ideen und seinem Handeln konform gehe, erst dann lasse ich mich doch beeinflussen ohne meinen eigenen Standpunkt zu verlassen, höchstens zu ergänzen.

Ihre Sicht zu den Bürgerforen, die Herr Drews mit organisiert, halte ich für nicht haltbar. Ich selbst war mit meinem Vater bei mehreren Foren anwesend. Ich konnte nie eine Manipulation oder eine Verletzung der demokratischen Grundrechte, eine Hetze oder Verschwörung beobachten. Im Gegenteil. Die Einführungen von Herrn Drews mit seinen „echten“ Zitaten ließen mich über so manche politische Handlung nachdenken. Herr Drews bietet eine Möglichkeit, Informationen nicht nur aus der Bild oder RTL zu bekommen. Diesen Infoveranstaltungen konnte ich mehr Inhalte entnehmen als aus billigem Journalismus und abstrusen Abhandlungen. Und wenn das alles nur Fake wäre, würden dann so viele Bürger der B96 die Foren besuchen und förmlich nach Informationen rundum gieren? Aus den Fehlern zu lernen muss doch das Ziel sein! Und das muss jeder Mensch begreifen und entsprechend handeln.

Herr Drews ist einer der ganz, ganz wenigen Bürger, der zwar nicht in der Garage, aber mit der Maurerkelle seinen Weg begann und durch Fleiß, Mut, Ausdauer, Beharrlichkeit, Geschäftstüchtigkeit und vielleicht auch etwas Glück heute der ist, zu dem ich ganz weit nach oben schauen kann. Hier ein echtes Zitat von ihm: „Wo soll ich investieren, wenn nicht hier?“ Sein Weitblick, seine Zukunftsvisionen, seine Heimatverbundenheit und sein Stolz auf seine Mitarbeiter, die er stets benennt, verschaffen ihm Sympathie und Respekt. Und damit meine ich nicht einmal die vielen dankbaren Menschen und Institutionen, die in den Genuss seiner riesengroßen Sponsorenaktivitäten kommen, von denen Sie nicht einmal die Spitze des Eisberges erahnen.

Sie schreiben ferner: „Jörg Drews selbst sagt, in einer multikulturellen Gesellschaft gingen Werte verloren.“ Können Sie mich vom Gegenteil überzeugen? Interessant dabei ist aber, auf welcher Seite. Bei einer multikulturellen Gesellschaft muss es ein „Geben“ und ein „Nehmen“ geben, sonst funktioniert das nicht. Alle Beteiligten müssen lernen, zu achten und zu respektieren. Das gilt auch gegenüber Baumaschinen, die nur Primaten auf Kosten der steuerzahlenden Bevölkerung anzünden. Wo bleibt hier die Aufklärung? Wo bleibt der Schutz von Mensch und Material, die unser aller Lebensgrundlage bilden? Darüber sollten Sie recherchieren. Oder ist da etwa ein wenig Angst vor der Realität zu erwarten?

A. Schmidt, so Ihre Ausführungen, bekommt viele Drohungen. Das verurteile ich. Das hat nichts mit Demokratie zu tun, das ist primitiv. Man kann aber auch nicht die Bürger dafür verantwortlich machen, wenn ihre Ansichten nicht aufgehen. Vielleicht hat sie nicht so viele Befürworter, wie sie gerne hätte. Mephisto sagte schon in Goethes Faust (sinngemäß): „Ich bin der Geist, der stets das Böse will und doch das Gute schafft.“ Vielleicht hat Frau Schmidt, bei allem ihr gebührenden Respekt, die Sache falsch angepackt oder diese Zeilen falsch interpretiert. Schade eigentlich.

Wenn ich die CDU wähle, die dann mit der SPD kungelt, die ich vielleicht gar nicht mag, kann ich doch nicht schlussfolgern, die Sachsen-Regierung ist „komplett im Arsch“. In der Demokratie, so fasse ich sie auf, muss ich das akzeptieren, was die Mehrheit beschließt. Auch wenn es manchmal ein Schlag ins Gesicht ist. Und wenn heute Rechtsextremismus aufkommt, muss ich die Ursachen dafür finden und beseitigen. Meckern hilft nicht. Vielleicht sollten sich manche Politiker nicht sinnlos zerfleischen, sich mit der Erfindung ihrer Daseinsberechtigung beschäftigen, sondern lieber gemeinsam analysieren und gemeinsam handeln. Es macht sicherlich auch Sinn, seinen beruflichen Erfahrungen entsprechende politische Ämter zu besetzen.

Ich lehne übrigens jeden Extremismus ab – sowohl von rechts, als auch von links. Im Fernsehen zum Beispiel, ich sah es selbst voller Entsetzen und fühlte mich wie in einem ganz miesen Film, sagte eine Vertreterin der Linken (vielleicht nicht ganz wörtlich): „Wir führen die Revolution. Und wenn wir 5% der Reichen erschießen, gibt es immer noch genug davon.“ Daraufhin ein anderer Herr an einem weiteren Mikro: „Warum erschießen – die setzen wir für niedere Arbeiten ein.“ Nun weiß ich nicht, wie ich das deuten soll. Gehören Politiker mit solch einer öffentlichen Entgleisung zu meinen Vorbildern? Ist das auch noch Demokratie?

Ich kenne persönlich den Werdegang zweier „Politiker“. Unsagbare Enttäuschung macht sich da bei mir breit. Ohne Beruf, ohne Studium – da hatten wir ja in der DDR noch wenigstens einen Dachdecker… Zum Glück gibt es aber auch einen, der richtig gut für die Stadt unterwegs ist.

Ich möchte Ihnen eigentlich nur verdeutlichen, dass es immer solche und solche Bürger gibt und auch geben wird. Prinzipiell muss ich alle Seiten anhören und mit ihnen ins Gespräch kommen, auch wenn ich selbst von dem vielen Gerede nicht so begeistert bin. Eigenverantwortliches Handeln, Arbeiten für die Gesellschaft, Verantwortung für Mitmenschen (s. Drews) halte ich für den besseren Weg, auch wenn er schwerer ist. Das viele Reden und Zerreden bringen uns nicht vorwärts – das Schaffen von Gütern und Werten sichert unseren Wohlstand. Dazu gehören unbedingt auch ethische und moralische Werte.

Sie sollten ein Bild von Bautzen im Herzen haben, das die vielen ehrlich arbeitenden Menschen mit ihren Familien, ihren Sorgen und auch ihren Visionen und Wünschen widerspiegelt. Und darum möchte ich Sie ganz herzlich zu uns in den Verein, den Zuseum e. V., zu einer Gesprächsrunde ohne Presse, ohne Schau, nur ganz ehrlich, unvoreingenommen, einladen. Vielleicht können Sie auch einmal die weitaus überwiegenden guten Seiten der Bürger an der B96 beleuchten. Sie werden erstaunt sein, dass aus Sachsen nicht nur der Kaffeefilter kommt. Hier sind kreative, mutige und vor Enthusiasmus strotzende Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern unterwegs. Und das können Sie alles bei uns live erleben und mitnehmen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit freundlichen Grüßen